Die pontische Lyra
Aufbau und Beschaffenheit To Xylom en Kokkímelon – To Doxárim Eliá Die Maße einer Lyra sind nicht immer völlig gleich. Eine gewöhnliche Lyra hat im Durchschnitt eine Länge von ca. 50 cm, eine Breite von maximal 9 cm und eine Tiefe von 4 cm. |
Geschichte und Mythos Die ersten bekannten Abbildungen der kretischen Lyra datieren um zwei- bis dreitausend Jahre v. Chr. Es handelt sich um szenische Darstellungen des Lyraspiels, aber es wurden auch Statuetten von Sängern gefunden, die das Instrument einfach in Händen halten. Aus der antiken griechischen Mythologie erfahren wir, dass der Gott Hermes die erste Lyra herstellte: aus Tierpanzer und drei Zweigen, die er zu "süß klingenden Saiten" spannte. |
Die Lyra im Pontos Von den Schwarzmeergriechen wurde das Instrument jedoch wieder vereinfacht; und diese Variante nannte man Pontische Lyra. Eine noch frühere Entstehung der schlichten pontischen Lyra, etwa zu Zeiten der Entwicklung der "Fidel", ist auch nicht ganz auszuschließen. Die griechischen Pontier, die im osmanischen Reich, der heutigen Türkei, angesiedelt waren, nannten die 3-saitige Lyra Kementsés und die 8-saitige Kemanés. Der Kemanés hat fünf oben liegende Saiten und drei unterhalb dieser fünf. Der Bogen spielt nur die fünf oberen Saiten und versetzt dadurch die unteren in Schwingungen. Die Gründe für die Gleichsetzung von Lyra und Kementsés sind vermutlich in dselben Zahl der Saiten und derselben Art und Weise, sie zu spielen und den Bogen zu halten zu suchen. Aber auch die durch die Kontakte zwischen griechischen Pontiern und dem osmanischen Volk bedingte Sprachvermischung kann eine Rolle gespielt haben. Dass in der pontischen Überlieferung ein und dieselbe Person die Lyra spielt, singt und tanzt, zeigt deutlich die Einflüsse des musikalischen Brauchtums im antiken Griechenland. Der Kementsés mit seiner länglichen Form ist dagegen der anatolischen Spielweise angepasst, bei der der Spieler sitzt und die Beine kreuzt. Die Form dieses Instruments schließt das Spiel in aufrechter Haltung, wie es für die pontische Lyra typisch ist, aus. |
Die zeitgenössische Verbreitung Die pontische Lyra wird heute auch außerhalb der Grenzen Griechenlands gespielt, besonders an den Küsten und im Hinterland des Pontos, und von den zurückgebliebenen Klostí (die gewaltsam islamisierten Pontier, die dennoch heimlich am Bewusstsein ihrer pontischen Herkunft sowohl in politischer als auch in religiöser Hinsicht festhielten und festhalten). Sie wird auch von den in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion angesiedelten Pontiern und von den Nachkommen der Pontier in Australien, Amerika und Europa (besonders in Deutschland) gespielt. Vor einiger Zeit haben pontische Musikstudenten verstärkt angefangen, die pontische Musiktradition systematisch wissenschaftlich zu erforschen, insbesondere wie sie von der pontischen Lyra interpretiert wird. Besonders hervorzuheben ist hier der Musikstudent Ilias Papadopoulos von der Aristoteles-Universität in Thessaloniki. Andere wichtige pontische Musikinstrumente sind: Angíon (Dudelsack, Schalmei), Schilávr (Flöte), Sournás (Klarinette) und Daoúli (Pauke). |